Da mich Keksi nun schon seit ihrem Welpenalter bei meiner Arbeit im Seniorenheim begleitet, wollte ich diesem Thema einen eigenen Blogbeitrag widmen. Ich arbeite dort als Ergotherapeutin, und Keksi trägt in großem Maße zu unserer Arbeit bei. Was ursprünglich als einfache Begleitung begann, hat sich im Laufe der Zeit zu einer echten Partnerschaft entwickelt. Mittlerweile ist sie nicht nur im Allgemeinen, sondern auch aus meinem Arbeitsalltag nicht mehr wegzudenken. Sie gehört quasi schon zum Inventar.
Schon früh zeigte sie ein besonderes Gespür für die Menschen um sie herum, und ich war immer wieder beeindruckt, wie sehr sie durch ihre bloße Anwesenheit die Stimmung in einer Einzelbehandlung oder einem Gruppenangebot verändern konnte. Heute ist sie nicht nur ein liebenswerter Begleiter, sondern meine beste Co-Therapeutin, die Tag für Tag für viele wertvolle Momente sorgt.
Als ich damals den Gedanken hatte, Keksi mit auf meine Arbeit zu nehmen, war mein Ziel, sie zum Therapiebegleithund auszubilden. Doch aus verschiedenen Gründen habe ich diesen Gedanken schnell verworfen. Stattdessen zeigte sich, dass ihre natürliche Begabung und ihr Gespür für die Menschen um sie herum viel wertvoller waren, als ich es mir je hätte vorstellen können. Es stellte sich heraus, dass sie auch ohne formale Ausbildung eine unglaubliche Wirkung auf die Menschen hat, mit denen wir arbeiten. Ich bin überzeugt, dass sie bereits eine Menge wertvoller Eigenschaften und Fähigkeiten mitgebracht hat, die ihr helfen, in diesem Umfeld zu glänzen.
Seit dem Gedanken, Keksi mit zur Arbeit zu nehmen, bis zur tatsächlichen Umsetzung habe ich mir unzählige Gedanken darüber gemacht, wie ich meinen Plan realisieren kann. Es bedarf einer umfangreichen Vorbereitung, und es gibt einige Dinge, die man bedenken sollte. So einfach, wie „Ich bringe jetzt mal meinen Hund mit zur Arbeit“ ist es dann doch nicht. Zunächst habe ich alles mit meinem Arbeitgeber besprochen. Hätte er nicht sein Okay gegeben, hätte ich keinen Hund zu mir geholt, denn es wäre für mich keine Option gewesen, Keksi acht Stunden oder länger allein zu Hause zu lassen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt sind die räumlichen Gegebenheiten. Auch wenn Keksi mich auf der Arbeit begleitet, ist sie nicht die ganze Zeit bei mir und den Bewohnern. Daher ist ein Rückzugsort für sie von großer Bedeutung. Es macht schließlich einen großen Unterschied, ob man seinen Hund mit ins Büro nimmt oder in ein Seniorenheim. Bei einem Bürohund ist die Planung und Umsetzung möglicherweise weniger aufwendig, da er seine Zeit unter dem Schreibtisch im Tiefschlaf verbringen kann.
Ich arbeite jedoch mit älteren Menschen, die an verschiedenen Erkrankungen wie Demenz, Parkinson und Schlaganfall leiden. Der Umgang und die Herangehensweise mit Keksi erfordern daher eine sorgfältige Vorbereitung. Es ist wichtig, dass wir die besonderen Bedürfnisse der Bewohner im Blick behalten und sicherstellen, dass Keksi in dieser Umgebung wohl und sicher ist.
Warum erzähle ich das alles? Ich glaube, viele Hundebesitzer haben den Wunsch, ihren Hund mit zur Arbeit zu nehmen. Es erleichtert vieles: Der Hund ist nicht allein zu Hause, und man hat immer ein Auge auf ihn. Allerdings kann ich aus Erfahrung sagen, dass eine gründliche Vorbereitung unerlässlich ist, besonders wenn der Hund in ein Umfeld wie ein Seniorenheim kommt. Das Alter, die Rasse und der Charakter des Hundes spielen eine entscheidende Rolle dafür, wie gut er sich in den Arbeitsalltag integrieren kann. Keksi kam direkt vom Züchter, gut behütet und in einer Sozialisierungsphase ohne schlechte Erfahrungen. Das macht einen großen Unterschied: Meine Arbeit ist ihr zweites Zuhause. Wenn ein Hund erst mit fünf Jahren mitgenommen wird, kann das zwar auch gut funktionieren, doch sollte man diese Faktoren stets im Auge behalten und bedenken.
Jetzt habe ich schon so viel erzählt, aber es war mir wichtig, dies vorab zu erwähnen. Für diejenigen, die eventuell vorhaben, ihren Hund mit zur Arbeit zu nehmen, kann mein Blogbeitrag vielleicht dazu beitragen, die Situation genauer zu betrachten und die notwendigen Überlegungen anzustellen. Es gibt viele Aspekte zu bedenken, und ich hoffe, dass meine Erfahrungen hilfreich sind.
Die ersten Tage als meine neue Mitarbeiterin
Rückblickend glaube ich, dass die Anfangszeit für mich aufregender war als für Keksi. Die kleine Maus machte sich keine Gedanken und erlebte alles mit ihrer kindlichen Neugier. Sie erkundete die neuen Räume, schnüffelte an den verschiedenen Gegenständen und ließ sich von den Bewohnern verwöhnen – sei es durch viele Streicheleinheiten oder auch mal ein Leckerli. Für sie war alles neu und spannend, während ich mir Gedanken über ihre Eingewöhnung und die Reaktionen der Bewohner machte.
Mit vielen Pausen, die für sie gerade in der Anfangszeit sehr wichtig waren, begleitete sie mich zu meinen Gruppen und Einzelangeboten auf dem Wohnbereich. Natürlich war sie von Anfang an der Liebling der Bewohner. Sie hatte einfach das besondere Etwas. Nicht nur einmal konnte ich einzelnen Bewohnern mit Keksi zusammen helfen, ihre Angst vor Hunden zu überwinden.
Diese ersten Tage und Wochen legten den Grundstein für unsere gemeinsame Arbeit und die wunderbare Zusammenarbeit, die sich im Laufe der Zeit entwickelte. Keksi lernte, wann sie aktiv sein konnte und wann sie einfach nur neben mir liegen und die Atmosphäre genießen sollte. Natürlich gelang diese Entspannungsphase nicht von Anfang an. Wie jeder Welpe war Keksi damals noch sehr quirlig und ungestüm. Ich hatte zwar bereits während meines Urlaubs damit begonnen, ihr das Entspannen beizubringen, doch das klappte natürlich nicht von jetzt auf gleich. Mit der entsprechenden Ablenkung, wie sie auf der Arbeit vorkam, war es noch schwieriger.
Ein wirkliches Must-have, dass ich nur jedem ans Herz lege, war das Deckentraining. Auch damit hatte ich bereits zu Hause begonnen. Es gab und gibt auch heute noch Situationen, in denen ich Keksi auf ihre Decke schicke, beispielsweise wenn ich noch Bewohner zum Gruppenangebot holen muss. Ich möchte nicht, dass Keksi ohne meine Beaufsichtigung frei im Wohnbereich herumläuft. Man muss bedenken, dass es viele Bewohner gibt, die zu Sturzgefahr neigen. Und da ist eine unbeaufsichtigte, frei umherlaufende Keksi nicht sonderlich gut.
Ganz, ganz wichtig waren klare Regeln und Strukturen für Keksi. Im Alltag kennen wir das alle – auch Hunde brauchen klare Regeln und Grenzen. Das gilt natürlich auch für Keksi auf der Arbeit. Ein regelmäßiger Ablauf half ihr dabei, sich besser an neue Dinge zu gewöhnen und sie zu akzeptieren. Natürlich entsteht so ein Ablauf nicht von heute auf morgen. Auch ich habe einige Zeit gebraucht, bis sich alles eingespielt hatte. Keksi ist ein Hund, dem eine klare Alltagsstruktur, sei es zu Hause oder auf der Arbeit, Sicherheit gibt. Sobald Veränderungen auftreten, zeigt sie noch heute Stressreaktionen.
Was noch wichtig zu erwähnen ist und oft übersehen oder auf die leichte Schulter genommen wird: So schön und wunderbar es auch ist, dass Keksi mit auf die Arbeit kann, war es mir von Anfang an wichtig, immer auf Stressreaktionen oder Überforderungsanzeichen zu achten. Man sollte nicht vergessen, dass der Alltag im Seniorenheim auch für einen Hund anstrengend sein kann. Hunde im Therapieeinsatz sollten nicht länger als 2 Stunden täglich am Patienten arbeiten, oder sie brauchen anschließend einen Ruhetag. Trotz all ihrer positiven Wirkung ist es für die Hunde eine anspruchsvolle Aufgabe.
Um die Arbeit mit Keksi für uns alle zu erleichtern, gibt es eine Art Regelplan – einen für Keksi und einen für die Bewohner. Dazu muss ich sagen, dass die Regeln für die Bewohner nur diejenigen betreffen, die kognitiv noch fit sind. An Demenz erkrankte Bewohner können sich aufgrund ihres Krankheitsbildes nicht an den Regelplan halten. Darauf habe ich jedoch immer ein besonderes Auge und passe entsprechend auf.
Regeln für Keksi:
Bei Gruppenangeboten nimmt Keksi immer erst auf ihrer Decke Platz. Manchmal dauert es, bis ich alle Bewohner zusammen habe. Auch wenn ich den Raum verlasse, darf sie die Decke nicht verlassen. Erst wenn alles vorbereitet ist, gebe ich das Auflösekommando „ok“.
Keksi hat absolutes Verbot, unter die Esstische der Bewohner zu gehen. Leider kam es einmal vor, dass sie eine Tablette aufgenommen hat, und das führte zu einem Besuch beim Tierarzt. Zum Glück ging damals alles gut aus, aber es hätte auch anders enden können.
Keksi darf nichts aus der Hand eines Bewohners nehmen, bevor ich nicht das „ok“ gebe. Das hat folgenden Hintergrund: Bei dementen Bewohnern kann es vorkommen, dass sie Keksi etwas geben, was nicht für sie bestimmt ist. Das möchte ich natürlich verhindern.
Rennen auf dem Wohnbereich ist nur nach meinem „ok“ erlaubt. Ich möchte nicht riskieren, dass ein Bewohner über den Hund fällt oder sich erschreckt. Daher muss auf der Arbeit ein Gang zurückgeschaltet werden.
Regeln für die Bewohner:
Wenn Keksi auf der Decke ist, möchte ich nicht, dass sie gestreichelt oder anderweitig abgelenkt wird. Die Decke ist ihr Rückzugsort und ihre Ruhezone auf dem Wohnbereich.
Ganz viele Streicheleinheiten! Natürlich liebt Keksi Streicheleinheiten, aber das ist mit einem Augenzwinkern gemeint. Jeder Bewohner darf selbst entscheiden, ob er Keksi streicheln möchte oder nicht. Wenn jemand aber besonders gut streichelt, bleibt Keksi gern länger sitzen!
„Unter diesem Gesichtspunkt von klaren Regeln und Strukturen im Arbeitsalltag mit Keksi ergeben sich unheimlich viele schöne und herzerwärmende Momente mit den Bewohnern. Keksi bringt eine große Bereicherung in den Heimalltag und schafft Verbindungen zu Bewohnern, zu denen man als Therapeut manchmal nicht mehr durchdringen kann. Ihre Fähigkeit, Brücken zu bauen und positive Emotionen hervorzurufen, ist einfach unbezahlbar.
Abschließend möchte ich sagen, dass die Integration von Keksi in meinen Arbeitsalltag eine unglaublich bereichernde Erfahrung war. Ihre Anwesenheit beschert nicht nur den Bewohnern, sondern auch mir zahlreiche wertvolle Momente. Es ist beeindruckend zu sehen, wie sehr Hunde wie Keksi die Lebensqualität der Menschen um sie herum verbessern können.
Ich hoffe, ich konnte Euch einen kleinen Einblick in unsere Welt und natürlich in die Welt meiner besten Co-Therapeutin geben. Mein Erfahrungsbericht soll auch für diejenigen von Euch, die darüber nachdenken, ihren Hund mit zur Arbeit zu nehmen, hilfreich sein. Die richtige Vorbereitung, klare Regeln und das Wohlbefinden des Hundes stehen dabei im Vordergrund.
Bei Fragen oder eigenen Erfahrungen freue ich mich, von Euch zu hören!
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